Dreiviertelharnisch - sog. Pappenheimer
(1. Hälfte des 17. Jahrhunderts)
Der Kürassier (von französisch cuirass = Harnisch, wurde später im Deutschen zu Küriss und dann zu Kürass) war fast vollständig durch seine Rüstung bedeckt; nur an die Stelle der Beinschienen traten Lederstiefel. Diese Dreiviertelharnische erinnerten an die kunstvollen Rüstungen des 15. und 16. Jahrhunderts, stellten aber nur noch ein roh gearbeitetes Massenprodukt dar. Er wurde zum besseren Schutz gegen Rost mit Leinöl geschwärzt. In Verbindung mit dem gitterförmigen Helmvisier verlieh ihm dies ein bedrohliches Aussehen. Diese geschlossenen Helme wurden im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges immer mehr durch eine bequemere Helmform ersetzt, die so genannte Zischägge aus Osteuropa.
Da die Brust schusssicher geschmiedet war, betrug das Gesamtgewicht immerhin etwa 26 kg. Als Seitenwaffe führte der Kürassier einen breiten Degen mit besonders breiter Klinge, der wirksame Hiebe zuließ. Im Gefecht bediente er sich jedoch vorwiegend seiner Radschlosspistolen, dem so genannten "Puffer". Ihre Wirkung blieb allerdings auf kürzeste Entfernung beschränkt. Das relativ komplizierte Radschloss funktioniert ähnlich einem Feuerzeug mit Federmechanismus. Es drückt ein Schwefelkiesstück auf den Rand einer sich drehenden Scheibe, wodurch Funken erzeugt werden, welche das Pulver auf einer Pfanne entzündeten. Pistolenschüsse waren damals jedoch nur auf eine sehr kurze Entfernung wirksam.
Mehrere dieser Pappenheimer sind in der Dürnitz im Erdgeschoss des Neuen Schlosses ausgestellt (Inv. Nr. A 784).