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Vortrag

Asymmetrische Kriegführung: Ein Phänomen der Moderne?
Der „Kleine Krieg“ im 18. Jahrhundert als Instrument der unkonventionellen militärischen
Auseinandersetzung
Dr. Frank Wernitz

13.11.2019, 18:00 Uhr

Neues Schloss

 

Die Plünderung - Jacques Callot, Les misères et les malheurs de la guerre, Inv. Nr. 0003-2014.4 © Bayerisches ArmeemuseumNach dem Zweiten Weltkrieg ist der Aufstieg einer scheinbar neuen Form des Krieges zu beobachten: Der asymmetrischen Auseinandersetzung, die früher als „Kleinkrieg“, „Kleiner Krieg“ oder „Guerilla“ bezeichnet wurde. Im internationalen Sprachgebrauch hat sich hierfür der Begriff „Low Intensity Warfare“ eingebürgert und steht zumeist im Kontext von Terrorismus, Bürgerkrieg und Aufstandsbewegungen sowie Einsätzen des Militärs im Rahmen von Sicherungs- und Befriedungseinsätzen. Doch wirklich neu ist die asymmetrische militärische Auseinandersetzung nicht. Sie lässt sich bereits seit dem Dreißigjährigen Krieg nachweisen. Der Kampf zwischen „groß“ und klein“, „beweglich“ gegen „massiv“ lässt sich aber noch viel früher verorten. Im Kampf zwischen David und Goliath unterliegt der schwergepanzerte und gut bewaffnete Philister einem halbwüchsigen, nur mit einer Steinschleuder ausgestatteten Israeliten.
Der Referent stellt in seinem Vortrag den „Kleinen Krieg“ im 18. Jahrhundert vor, der gänzlich anderen Gesetzmäßigkeiten folgte als denen der großen Armeen und deren Operationen. Grundsätzlich bestand der „Kleine Krieg“ aus den Tätigkeiten Verbindung, Aufklärung, Sicherung und Erkundung. Daneben versuchte man aber mit einer „Politik der Nadelstiche“ einem überlegenen Gegner Verluste zuzufügen oder ihn bestenfalls sogar zum Rückzug zu nötigen. In jedem Fall zermürbte diese Taktik die gegnerischen Kräfte. Der „Partisan“ (= Führer einer Partei) kämpfte mit seinen auf sich gestellten Truppen nicht für Sold, sondern gegen Beteiligung an der Beute. Der „Kleine Krieg“ rief aber auch wieder die Schrecken vergangen geglaubter Zeiten hervor, da durch diese Strategie die Bevölkerung wieder stärker in Mitleidenschaft gezogen wurde, ja regelrecht für die Zwecke der Kleinkriegführung „nutzbar“ gemacht wurde.
So griff der „Kleine Krieg“ im 18. Jahrhundert bereits auf wesentliche Elemente des modernen „Low Intensity Warfare“ zurück und steht deshalb noch heute im Blickfeld der historischen Forschung.

Im Anschluss an den Vortrag führt der Referent durch die neue Dauerausstellung.

Dr. Frank Wernitz ist Kurator am Bayerischen Armeemuseum. Er betreut die Sammlungsbereiche Dokumente sowie Orden und Ehrenzeichen. Bereits in seiner Dissertation widmete er sich dem Phänomen des Kleinen Krieges.