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Alle drei Häuser des Bayerischen Armeemuseums
öffnen am 20. März 2024 erst um 11.00 Uhr.

Reitzeug für ein Dromedar
(Ägypen(?), um 1915)

Reitzeug für ein Dromedar, Ägypten (?), um 1915, Inv.-Nr. E 5233 © Bayerisches ArmeemuseumMajor Welsch auf einem Dromedar reitend. Vermutlich handelt es sich um das heute noch erhaltene Reitzeug mit der Inv.-Nr. E 5233 © Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Signatur: BS N 23 23/1-058Diese Satteldecke für ein Dromedar hat eine bewegte Geschichte: Sie wurde, so das Inventarbuch des Bayerischen Armeemuseums, Anfang August 1916 von osmanischen Truppen unter Führung des bayerischen Generals Friedrich Kreß von Kressenstein (1870-1948) bei der Schlacht von Romani (genau genommen: zwischen Romani und dem antiken Pelusium) erbeutet. Ob die geknüpfte Decke und der zugehörige Zaum wirklich bei der Schlacht von Romani erbeutet wurden, ist zweifelhaft. Dennoch gibt es nachdrückliche Indizien, die belegen, dass das Textil aus Ägypten stammt und in den Kontext des Vorstoßes der osmanischen Armee in Richtung Suezkanal einzuordnen ist.
Das Reitzeug, also Decke und Zaum, gelangten 1929 als Schenkung des Majors Otto Welsch (1876-1938) in das Bayerische Armeemuseum. Welsch gehörte wie Kreß von Kressenstein zu einer kleinen Gruppe von bayerischen Offizieren, die als Berater in das osmanische Heer eingetreten waren. Der umfassende Fotonachlass des Majors befindet sich heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv. Dieser dokumentiert u.a. das Lagerleben und den Zug des osmanischen Heeres durch die Wüste zum Suezkanal. Eines der Fotos zeigt Welsch in osmanischer Uniform auf einem Dromedar sitzend. Er trägt die charakteristische Kopfbedeckung für Offiziere, den Kalpak. Betrachtet man die Satteldecke näher, so fällt das Dreiecksmuster mit den beiden breiten, helleren Querstreifen auf. Die Übereinstimmung mit der Satteldecke im Depot des Armeemuseums ist frappierend. Auch der Zaum des Dromedars sieht demjenigen hier äußerst ähnlich. Mit einiger Sicherheit kann damit festgehalten werden, dass das Reitzeug in den Kontext des Vorstoßes der osmanischen Armee in Richtung Suezkanal einzuordnen ist und den Blick auf ein fast vergessenes Kapitel der bayerischen Militärgeschichte öffnet.

Reitzeug für ein Dromedar, Ägypten (?), Satteldecke, um 1915, Inv.-Nr. E 5233 © Bayerisches ArmeemuseumDas Reitzeug befindet sich derzeit im Depot des Museums (Inv.-Nr. E 5233).