Gelaufenes Feldpostpäckchen
(Deutsches Reich, 1914-1918)
Aus praktischen und psychologischen Gründen mußte die Armee dafür sorgen, dass ihre Soldaten und deren Angehörige und Freunde in der Heimat während des Krieges durch einen leistungsfähigen Postverkehr in Verbindung bleiben konnten. Im Feld und in der Heimat waren Ende 1915 mehr als 25.000 Menschen damit beschäftigt, die Soldatenpost zu bewältigen. Die Zahl der verschickten Postkarten, Briefe und Päckchen war enorm. Allein im Januar 1915 sind beim Heer pro Tag durchschnittlich 7,9 Millionen Postsendungen eingegangen, im März 1918 waren es 11,1 Millionen. Umgekehrt, also in Richtung Heimat, liefen vom Heer im Mai 1915 pro Tag 5,8 Millionen Sendungen, im März 1918 waren es 7,9 Millionen. Während des ganzen Krieges sollen 28,7 Milliarden Feldpoststücke versandt worden sein.
Der Stellungskrieg begünstigte im Unterschied zum Bewegungskrieg der ersten Kriegswochen den Postverkehr, da die Truppen ihre Position kaum veränderten. Briefe brauchten in der Regel nur zwei bis drei Tage von der Heimat an die Front im Westen, Päckchen vier bis sechs Tage. In den Weiten des Ostens, auf dem Balkan und erst recht an den weit entfernten Fronten des Osmanischen Reichs in Palästina, im Kaukasus und im Irak waren die Verhältnisse wesentlich ungünstiger.
Die Post war sehr zuverlässig, doch kam es immer wieder zu Postsperren, etwa wenn Truppenverlegungen verschleiert werden sollten. Und es gab eine Überwachung der Post durch die Vorgesetzten. Dies konnten aber nur Stichproben sein. Zudem ließen sich diese Kontrollen umgehen, indem man die Post einem Kameraden in den Heimaturlaub mitgab, der sie in den innerdeutschen, nicht überwachten Postverkehr brachte.
Das hier gezeigte Päckchen ist „gelaufen“, wurde also verschickt. Die Beschriftung ist leider nur teilweise lesbar. Der Empfänger war ein Landsturmmann namens Schneider, der beim bayerischen Reserve-Infanterieregiment Nr. 23 Dienst tat. Absender war Frieda Schneider aus Weißdorf in Oberfranken. Leider wissen wir nicht, was die Sendung enthielt.
Das Päckchen (Inv.-Nr. 0146-2014) wird normalerweise im Depot des Museums verwahrt. Es war in der Sonderausstellung „’Mein süßes Tinchen!’ – Kriegsalltag Bergisch Gladbach 1914/18“ (9. November 2014 bis 31. August 2015) zu sehen.