Öffentliche Bekanntmachung
Plakat (Papier, 1914)
Am Nachmittag des 1. August 1914 ordnete Wilhelm II. die Mobilmachung von Heer und Marine an, mit Ausnahme der bayerischen Armee. Deren Mobilmachung war dem bayerischen König vorbehalten. Er vollzog diesen Schritt unmittelbar nachdem die Nachricht aus Berlin in München eingetroffen war. Zum ersten Mobilmachungstag wurde der 2. August bestimmt.
Zu den Mobilmachungsvorbereitungen gehörte auch das Bereitlegen von öffentlichen Aushängen zur Unterrichtung der Bevölkerung. Die Anordnung der Mobilmachung erfolgte in Bayern durch den bayerischen König. Dieser wurde seit 1886 durch einen Prinzregenten vertreten, da Otto, der eigentliche König, aufgrund einer Geisteskrankheit regierungsunfähig war. Auf den Plakaten war also sein Stellvertreter angegeben, „Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser“. Luitpold starb am 12. Dezember 1912. Danach wurden die Mobilmachungsanschläge aber nicht neu gedruckt, sondern aus Kostengründen wurde nur der Name Luitpold mit dem seines Sohnes Ludwig überklebt. Ludwig machte der Regentschaft schließlich ein Ende und nahm im November 1913 selbst die Königswürde an. Nun wurde eine größere Überklebung nötig, die auch den ursprünglichen Titel überdeckte und Ludwig fortan als König auswies. Die letzte, für ganz Deutschland geltende Veränderung war der Aufdruck der Mobilmachungstage, der natürlich erst nach Ausspruch der Mobilmachung erfolgen konnte.
Die Mobilmachung war ein militärtechnischer Vorgang, der 1914 eine wesentliche Rolle bei der Eskalation der Julikrise, die eine diplomatische Krise war, zum heißen Krieg spielte. Welche Bedeutung eine reibungslose Mobilmachung für den Kriegsverlauf haben konnte, hatte der Deutsch-Französische Krieg von 1870 gezeigt. Die deutschen Staaten hatten sie nach preußischem Muster sorgfältig vorbereitet und damit einen wichtigen Vorsprung vor Frankreich erlangt, das in herkömmlicher Art viel der Improvisation überlassen hatte. Dadurch, dass fortan alle Staaten ihre Mobilmachungen bis ins Einzelne planten und alles taten, um sie zu beschleunigen, entstand ein enormer Zeitdruck: Ein Vorsprung von wenigen Tagen konnte bei unmittelbar anschließender Feldzugseröffnung wichtige Vorteile verschaffen, ein Zögern dagegen fatale Folgen haben.
Einmal angelaufen, liesen sich Mobilmachungen weder begrenzen noch stoppen, denn in diesem Fall wären der Eisenbahnbetrieb und der Militärapparat im Chaos versunken. Der Entschluss zur Mobilmachung eines Landes erzwang die sofortige Mobilmachung der Gegenseite und nahm der Politik ihre Spielräume. Die militärische Logik verlangte nach vollendetem Aufmarsch den unverzüglichen Beginn der Operationen.
Das Plakat ist in der Dauerausstellung „Der Erste Weltkrieg“ im Reduit Tilly zu sehen (Inv.-Nr. LAN 1141).
aus: Dieter Storz (Hg.), Der Große Krieg. 100 Objekte aus dem Bayerischen Armeemuseum, Essen 2014