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Marschallstab für Generalfeldmarschall Ritter von Leeb, Inv.-Nr. 0315-2004 © Bayerisches ArmeemuseumMarschallstab für Generalfeldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb
(um 1940)

Das Würdezeichen des Feldmarschalls war ein Kommandostab. Generalfeldmarschälle besetzten im deutschen Militärwesen die höchsten militärischen Ränge. In Anerkennung außergewöhnlicher Leistungen im Kriegseinsatz verliehen, waren mit dem Marschallsrang auch Privilegien, hohe Dotationen und die Übereignung von Ländereien und Gütern verbunden. Ursprünglich schlichte hölzerne Stäbe, nur an den Enden mit Metallknäufen verziert, wurden Marschallstäbe ab dem 18. Jahrhundert zu samtbezogenen und mit Edelmetallen besetzten Prunkstücken.
1920 wurde der Generalfeldmarschallsrang in Deutschland abgeschafft, 1936 aber durch Hitler wieder eingeführt, um die militärische Elite an sich zu binden. Die Gestaltung der neuen Marschallstäbe griff die wilhelminische Formensprache auf, benutzte jedoch eine Symbolik, die nur teilweise alten Vorbildern entsprach. Alle Marschallstäbe waren mit persönlichen Widmungen Hitlers versehen.
Anlässlich Hitlers Geburtstag 1936 wurde General Werner von Blomberg zum ersten Feldmarschall der Wehrmacht ernannt. Er hatte als Reichswehrminister
1934 die Vereidigung der Reichswehr auf die Person Hitlers veranlasst. In den 1940er Jahren änderte sich die Form- und Farbgebung der Stäbe, weil sie nun an Generale und Admirale der einzelnen Teilstreitkräfte verliehen wurden. Die Marschallstäbe für das Heer waren – bezugnehmend auf die Farbe des Generalstabs – mit karmesinrotem Samt bezogen und mit goldenen Hoheitsadlern, mit Hakenkreuz und Eisernen Kreuzen verziert. Die Exemplare für die Luftwaffe waren blau bezogen und zeigten zusätzlich Balkenkreuze, die Hoheitszeichen deutscher Flugzeuge. Die Kriegsmarine erhielt blausamten bezogene Großadmiralsstäbe.
Nach siegreichem Abschluss des Westfeldzugs folgten im Juli 1940 zwölf Ernennungen von Generalfeldmarschällen. Wilhelm Ritter von Leeb, Chef der Heeresgruppe C, erhielt diesen Rang für den
Anteil seiner Truppen am Durchbruch durch die französische Maginot-Linie. Erwin Rommel, Oberbefehlshaber des Deutschen Afrikakorps, wurde im Juni 1942 für die Eroberung der Festung Tobruk zum Generalfeldmarschall ernannt. Zu den neuen Generalfeldmarschällen des Jahres 1943 zählte der Luftwaffenoffizier Wolfram von Richthofen. Im April 1937 hatte er als Stabschef der Legion Condor die Zerstörung der baskischen Stadt Guernica verantwortet. Im Februar 1943 wurden die Einsätze seiner Fliegerkräfte in den Feldzügen der Jahre 1939 bis 1942 gewürdigt. Die letzten beiden Ernennungen von
Generalfeldmarschällen erfolgten im April 1945. Insgesamt ernannte Hitler 25 Generalfeldmarschälle und zwei Großadmirale.

(Jens Wehner, Militärhistorisches Museum der Bundeswehr Dresden)

Wilhelm Leeb (geboren 5. September 1876 in Landsberg am Lech) besuchte die Kriegsschule und die Königlich bayerische Artillerie- und Ingenieurschule in München. Er nahm am Ersten Weltkrieg als „2. Generalstabsoffizier“ des bayerischen I. Armeekorps teil und wurde wegen seiner Leistungen in den „Militär-Max-Joseph-Orden“ aufgenommen. In diesem Zusammenhang erhielt er den (nicht vererbbaren) Adelstitel „Ritter von Leeb". Im Oktober 1938 wird Leeb Oberbefehlshaber der 12. Armee und nimmt somit am Einmarsch in das Sudetenland teil. Ab 26. August 1939 ist er Oberbefehlshaber der Heeresgruppe „C“ im Polenfeldzug. Für die Kämpfe in Polen und Frankreich erhält er am 24. Juni 1940 das Ritterkreuz und wird am 19. Juli 1940 zum Generalfeldmarschall ernannt. Zu Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion führt Leeb die „Heeresgruppe Nord“ bis vor Leningrad. Im Zuge der Belagerung von Leningrad im Winter 1941/42 kam es zum Zerwürfnis zwischen Leeb und Hitler, der den von Leeb empfohlenen Rückzug kategorisch ablehnte. Nach dem erfolgreichen sowjetischen Gegenangriff vor Moskau wurde Leeb auf eigenen Wunsch hin entlassen und gehörte bis Kriegsende zur Führerreserve des Oberkommandos des Heeres (OKH), spielte jedoch bis Kriegsende keine aktive Rolle mehr. Am 2. Mai 1945 geriet Leeb in amerikanische Kriegsgefangenschaft und wurde in den Nürnberger Prozessen wegen Weiterleitung eines verbrecherischen Befehls zu drei Jahren Haft verurteilt, die durch die Kriegsgefangenschaft aber als verbüßt galten. Die Verurteilung beruhte auf einer Dokumentenverwechslung, wurde jedoch nicht rückgängig gemacht. Eine Schuld Leebs wurde nicht nachgewiesen. 1954 wurde Leeb Großkanzler des bayerischen Militär-Max-Joseph-Ordens. Er starb am 29. April 1956 in Hohenschwangau bei Füssen.

Der Marschallstab von Leeb war als Leihgabe in der Ausstellung „Hitler und die Deutschen - Volksgemeinschaft und Verbrechen“ im Deutschen Historischen Museum Berlin zu sehen und der Ausstellung „Achtung Spione. Geheimdienste in Deutschland 1945-1956“ im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden ausgestellt (Inv. Nr. 315-2004).


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