Dreiviertelharnisch - sog. Pappenheimer
(1. Hälfte des 17. Jahrhunderts)
Der Kürassier (von französisch cuirass = Harnisch, wurde später im Deutschen zu Küriss und dann zu Kürass) war fast vollständig durch seine Rüstung bedeckt; nur an die Stelle der Beinschienen traten Lederstiefel. Diese Dreiviertelharnische erinnerten an die kunstvollen Rüstungen des 15. und 16. Jahrhunderts, stellten aber nur noch ein roh gearbeitetes Massenprodukt dar. Sie wurden zum besseren Schutz gegen Rost mit Leinöl geschwärzt. In Verbindung mit dem gitterförmigen Helmvisier verlieh ihnen dies ein bedrohliches Aussehen. Diese geschlossenen Helme wurden im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges immer mehr durch eine bequemere Helmform ersetzt, die so genannte Zischägge aus Osteuropa.
Da die Brust schusssicher geschmiedet war, betrug das Gesamtgewicht eines derartigen Harnisches immerhin etwa 23 kg. Als Seitenwaffe führte der Kürassier einen Degen mit besonders breiter Klinge, der wirksame Hiebe zuließ. Im Gefecht bediente er sich jedoch vorwiegend seiner Radschlosspistolen, den so genannten "Puffern". Ihre Wirkung blieb allerdings auf kürzeste Entfernung beschränkt. Das relativ komplizierte Radschloss funktioniert ähnlich einem Feuerzeug mit Federmechanismus. Es drückt ein Schwefelkiesstück auf den Rand einer sich drehenden Scheibe, wodurch Funken erzeugt werden, welche das Pulver auf einer Pfanne entzündeten. Pistolenschüsse waren damals jedoch nur auf eine sehr kurze Entfernung wirksam.
Einer dieser Harnische war in der Sonderausstellung „1636 - ihre letzte Schlacht" im Archäologischen Landesmuseum Brandenburg (31.03.2012 - 09.09.2012) bzw. in der Archäologischen Staatssammlung München (10.10.2012-03.03.2013) zu sehen.
Mehrere dieser Pappenheimer waren auch in der Dauerausstellung im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden ausgestellt und sind seit 2019 wieder in der neuen Dauerausstellung des Bayerischen Armeemuseums "Formen des Krieges 1600-1815" zu finden.