Wache der Hartschiere in der Residenz München
Aquarell von F(riedrich?) von Thiersch
(München, April 1910)
Die Leibgarde der Hartschiere entstand Ende des 17. Jh.s als so genannte Leibguardi-Schützenreiter. Seit Kurfürst Ferdinand Maria (1636-1679) führte sie den Namen Leibguardi der Hätschiere und erhielt 1670 neben den Trabanten und Korbinern den ersten Rang unter den Garden. Der letzte Feldzug, bei dem die Hartschiere den Regenten – damals Karl Albrecht – als berittene Leibgarde ins Feld begleitete, war der Österreichische Erbfolgekrieg.
Andere Garden wurden 1778 (kurpfälzische Leibgarde) und 1803 (fürstbischöflich würzburgische Leibgarde) mit den Hartschieren vereint und diese übernahmen ab 1807 – nach der Auflösung der Trabantengarde – alleine die innere Residenzwache. Seit 1802 waren sie auch nicht mehr beritten.
1828 setzte Ludwig I. die Stärke der Leibgarde der Hartschiere mit 100 Mann fest. Zusätzlich wurden 15 Offiziere und Unteroffiziere der Einheit zugeteilt. Die Körpergröße der Hartschiere war auf 6 Fuß 3 Zoll festgelegt worden (etwa 1,82 m), 1839 jedoch auf 6 Fuß (etwa 1,75 m) reduziert worden. Die Hartschiere hatten im 19. und 20. Jh. (bis zur Auflösung der Königlich Bayerischen Armee 1919) letztlich nur repräsentative Aufgaben als innere Residenzwache, was sich auch an ihren prächtigen, aber für einen Feldzug völlig ungeeigneten Uniformen zeigte. So führten sie noch bis zu ihrer Auflösung eine so genannte Couse, eine besondere Form von Stangenwaffe, die seit der zweiten Hälfte des 17. Jh.s militärisch nicht mehr verwendet wurde, jedoch bei den Hartschieren außerordentlich prachtvoll gefertigt war.
Das Aquarell zeigt die Wache der Hartschiere in der Münchner Residenz am Odeonsplatz. Die Wache war ein Aufenthaltsraum für die Soldaten, die gerade nicht Dienst hatten. Die Details lassen erkennen, dass die Einrichtung nicht einheitlich, sondern aus nicht zusammen passenden Stühlen und Tischen besteht. Die Soldaten vertreiben sich die Zeit mit Rauchen, Zeitung lesen oder Gesprächen.
Das Blatt wurde Major Wolfram Freiherr von Freyschlag von Freyenstein gewidmet, der mindestens seit April 1910 die Funktion eines Exempten in der Leibgarde innehatte (bis mindestens 1914). Der Maler war vermutlich Friedrich von Thiersch, der berühmte Architekt (Münchner Justizpalast, Wiesbadener Kurhaus, Große Festhalle in Frankfurt am Main) und Maler, der damals in München lebte. Vielleicht wurde auch er als ziviler Bekannter in der Wachstube empfangen.
Der auf dem Aquarell festgehaltene Raum wird heute als öffentliches Lokal (Pfälzer Weinstube) genutzt und ist somit zugänglich. Das Blatt wird im Depot des Bayerischen Armeemuseums verwahrt (Inv. Nr. B 6215).