Votivtafel für Hans Huber
(Bayern, 1825)
Etwa fünf Millionen Tote in Europa ist die Bilanz der napoleonischen Feldzüge. Von den 30.000 bayerischen Soldaten, die 1812 auf den Feldzug Napoleons gegen Russland zogen, kamen nur etwa 3.000 lebend zurück. Eine Katastrophe, wie sie Bayern seit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) nicht mehr erlebt hatte.
Die physische Erfahrung von Schmerz und Angst prägten vorwiegend die jungen Männer, aber auch die Familien nachhaltig. In katholischen Regionen Süddeutschlands häufig waren sogenannte Votivtafeln, die in Kirchen und Kapellen aufgehängt wurden. Sie dienten dem öffentlichen Dank für eine Rettung aus Not und Gefahr. Im gleichen Stil entstanden auch Gedenkbilder oder Totentafeln, die dem Andenken an Verstorbene dienen sollten. Das Symbol des allsehenden Auges als Sinnbild für Gott soll verdeutlichen, dass der Tote unter dem Schutz Gottes verstorben ist.
Die hier gezeigte Gedenktafel gilt einem bayerischen Soldaten „Huber Hans“, der laut Aufschrift in Russland „geblieben“, also auf dem Feldzug von 1812 zu Tode gekommen war. Gestiftet wurde sie laut Aufschrift 1825. Sie gehört in eine Reihe sehr ähnlicher Stücke, die sich im Bayerischen Armeemuseum und anderen deutschen Sammlungen befinden. Diese gleichen sich durch den bunt bemalten Rahmen und die eher ungewöhnlich primitive Ausführung, die sie wohl als besonders glaubwürdigen Ausdruck ursprünglicher Volkskunst erscheinen lässt. Da eine genaue Herkunftsgeschichte und ein ursprünglicher Aufhängungsort der Serie bisher nicht nachgewiesen wurden, sind Zweifel an der Originalität berechtigt.
Gleichwohl ist gerade dieses Bild geradezu eine „Ikone“ für das Leiden der bayerischen Soldaten im Russlandfeldzug Napoleons geworden.
Das Stück war u.a. in der Sonderausstellung „Napoléon et l'Europe“ (01.03. bis 31.07.2013) im Musée de l'Armée in Paris zu sehen und wurde bis 2014 in der alten Dauerausstellung im Neuen Schloss präsentiert. Derzeit befindet es sich im Depot des Bayerischen Armeemuseums (Inv. Nr. B 6141).