Kindergewehr Ludwigs II. oder Ludwigs III.
(Bayern, ca. 1855)
Prinzen erhielten im Rahmen ihrer Erziehung überall in Europa eine militärische Ausbildung. Dazu gehörte natürlich das Tragen einer Uniform, aber auch der Umgang mit Waffen. Das Gewehr für Ludwig entsprach, abgesehen von der Größe, vollkommen dem in der bayerischen Armee eingeführten Infanteriemodell 1842 samt Bajonett. Auch der Hersteller war derselbe: die königliche Gewehrfabrik Amberg, ein Staatsbetrieb. Mit 8,5 mm betrug das Kaliber annähernd die Hälfe des Rohrdurchmessers des Armeegewehrs (17,8 mm). Wir wissen nicht, ob es sich um das Gewehr von Ludwig II. oder von Ludwig III. (beide geboren 1845) handelt oder wann es das Kind erhielt. Sicher nicht vor 1850. Nach seinem zehnten Lebensjahr wird er über das Gewehr schon wieder hinausgewachsen sein. In dieser Waffe, die vollkommen gebrauchsfähig ist, darf man kein Spielzeug sehen. Vielmehr war sie ein Erziehungsmittel, das dazu beitragen sollte, schon früh eine enge Beziehung zur Armee herzustellen, die eine der Hauptstützen des Throns bildete.
Vor kurzem wurde ein identisches Gewehr entdeckt, das den Namenszug Leopold, dem Bruder Ludwigs III. trägt. Es nährt die Vermutung, dass das Stück des Bayerischen Armeemuseums nicht Ludwig II., sondern Ludwig III. gehörte.
Das Gewehr war in der bayerischen Landesausstellung zu Ludwig II. auf Schloss Herrenchiemsee ausgestellt (Inv. Nr. B 6021).
Kindergewehr Ludwigs II.
(Bayern, ca. 1855)