Schaftmörser
(bayerisch, um 1840)
Der Kampf um Festungen kulminierte stets in einem Kampf der Infanterie hinter Wall und Graben, also auf kurzen Entfernungen von wenigen Metern. Der Verteidiger hatte hier einen kleinen Vorteil, denn er konnte sich auf künstliche, gemauerte Befestigungen stützen, die mit Schießscharten versehen waren.
Handgranaten waren eine wichtige Waffe beim Nahgefecht der Infanterie. Im 19. Jahrhundert waren das gusseiserne, mit Schwarzpulver gefüllte Hohlkugeln, die mit einer Art Zündschnur zur Explosion gebracht wurden. Es war aber kaum möglich, Handgranaten durch Schießscharten zu werfen. Deshalb konstruierte man eine spezielle Schleudervorrichtung für den Einsatz aus geschlossenen Räumen.
Der Schaftmörser bestand aus einem ca. 1 m langen Holzbrett, das an einem Ende ein kleines Mörserrohr aus Bronze trug. Am anderen Ende war der Abzug angebracht. Die Zündung erfolgte wie beim Gewehr durch ein Perkussionsschloss. Mit einer kleinen Treibladung konnte man die Handgranate 100 bis 200 m weit „werfen“. Die „dreipfündige“ bayerische Handgranate, für welche der Mörser eingerichtet war, besaß einen Durchmesser von 2,75 rheinischen Zoll (1 rhein. Zoll = 26,16 mm), dem damals in der bayerischen Armee gebräuchlichen Maß. Der Mörser trägt die Gravur „Krone über L“, wobei das L für König Ludwig I. (reg. von 1825-1848) steht.
Der Schaftmörser (Inv.-Nr. E 462) ist zurzeit nicht ausgestellt und befindet sich im Depot des Bayerischen Armeemuseums.