Pavese (Handtartsche) der Stadt Schongau
(Bayern, Ende 15. Jahrhundert)
Schilde waren eine einfache und preiswerte Möglichkeit sich bei Angriffen zu schützen. So genannte Pavesen, auch Handtartschen genannt, haben eine besondere Form. Die äußere Seite der Schilde wurde häufig - wie in diesem Fall auch - bemalt und zeigte häufig Wappendarstellungen. Hier ist es ein Adler mit dem Wappen der Stadt Schongau. Inwieweit der Adler darauf verweist, dass der Träger Teil eines bayerischen Kontingents im Reichsheer war, sei dahingestellt, aber die Herkunft des Stückes ist damit eindeutig möglich.
Das Material ist stark genug, um Pfeile, Armbrustbolzen und kleinkalibrige Bleikugeln abprallen oder darin stecken bleiben zu lassen. Mittig verläuft eine Aufwölbung, hinter der sich auf der Rückseite ein Hohlraum befindet. In diesem kann mit Hilfe eines Y-förmigen Griffes aus Leder senkrecht seinen Arm stecken und so die Pavese vor den Oberkörper und das Kinn halten. Diese Schilde waren leicht genug, um sie noch mit einer Hand zu tragen. Somit dienten sie Fußkämpfern als Schutz. Große Pavesen werden auch als Setzschild bezeichnet, da sie geeignet waren, kniend Schutz dahinter zu suchen, wobei der vorgestützte Fuß in der Hohlkehle Platz fand.
Der Begriff Tartsche leitet sich nicht vom arabischen Begriff „dárake“ oder „adarga“, einem Rundschild, ab, sondern geht auf das germanische targo zurück, das für Rand oder Einfassung steht. Der Begriff Pavese hingegen dürfte sich auf die Stadt Pavia zurückführen lassen.
Diese Pavese war in der Ausstellung „Das Goldene Jahrhundert der Reichen Herzöge" (13. November 2014 bis 1. März 2015) in der Heiligenkirche Landshut durch die Museen der Stadt Landshut ausgestellt. Jetzt ist sie in der neuen Dauerausstellung im Neuen Schloss zu sehen (Inv. Nr. A 197). Vergleichbare Pavesen haben sich im Bayerischen Nationalmuseum in München erhalten.