Erinnerung an Wackersdorf
(1988)
Anfang der 1980er Jahre fiel in Bayern die Entscheidung, auf dem Gebiet der Gemeinde Wackersdorf in der Oberpfalz eine Wiederaufbereitungsanlage (WAA) für verbrauchte Kernbrennstäbe aus Atomkraftwerken zu errichten. Dieses Vorhaben rief massive und auch gewalttätige Proteste hervor. Der Bauplatz wurde mit einem stählernen Zaun geschützt, den ein großes Polizeiaufgebot verteidigen musste. 1989 wurde das Bauvorhaben aufgegeben.
Mitarbeiter einer Waffenwerkstatt der Polizei fügten Objekte aus Wackersdorf zu einem Ensemble zusammen, das sie einem leitenden Polizeibeamten zur Erinnerung an seine Einsätze schenkten: Die Mittelachse mit Schraubenmutter besteht aus Verbindungsteilen des Bauzauns. Daran sind zwei drahtförmige Sägeblätter befestigt, wie sie Gegner der WAA verwendeten, um Zaunelemente zu durchtrennen. Vom Zaun selbst stammt der ca. 16 mm starke, grün gestrichene Stab. Krähenfüße sollten die Bereifung von Einsatzfahrzeugen der Polizei zerstören, ins Stammholz getriebene lange Nägel das Fällen von Bäumen erschweren. Steine und Bleikugeln (auf der Mittelsäule) wurden von gewalttätigen Demonstranten ("Autonome") als Wurfgeschosse gegen Polizeibeamte eingesetzt. Mit leistungsfähigen Schleudern ("Zwillen") getriebene Bleikugeln erreichen erhebliche Geschwindigkeiten und können gefährliche Verletzungen hervorrufen. Das Typenschild "508 D" stammt von einem Kleinbus der Polizei, den Demonstranten in Brand gesetzt hatten.
Das Objekt ist im Bayerischen Polizeimuseum ausgestellt (Inv.-Nr. P 1).