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Pusikan
(Osmanisches Reich, frühes 17. Jahrhundert)

Pusikan, Osmanisches Reich, frühes 17. Jahrhundert, Inv.-Nr. A 8929 © Bayerisches ArmeemuseumSteitkolben sind sehr alte, in vielen Kulturen verbreitete Waffen. Ein schwerer Kopf an einem langen Stiel kann eine unheimliche Wucht entfalten. Der Getroffene wird entweder verwundet oder aber zumindest aus dem Gleichgewicht gebracht. Wenn man einen solchen Streitkolben mit sich trägt, verschafft er Respekt. Dann ist er, wie dieses reich verzierte Exemplar, ein Statussymbol. Solche Streitkolben gehören zu den Dingen, die die Europäer von den Osmanen übernommen haben. Daher das Lehnwort „Pusikan“, mit dem diese Kommandostäbe zeitgenössisch in Europa bezeichnet wurden. Vor allem in Ungarn und Polen waren sie als Zeichen lokaler Herrschaft sehr beliebt und verbreitet.

Leider ist die Herkunft des Pusikans im Bayerischen Armeemuseum nicht mehr nachvollziehbar. Der massiv silberne Kopf wiegt ein knappes halbes Kilo und ist mit elf Türkisen verziert. Der hölzerne Schaft ist vollkommen mit Silbergeflecht überzogen und zusätzlich mit gegossenen Silberbeschlägen versehen. Pusikane im orientalischen Stil waren auch als Geschenke unter Fürsten beliebt. Durch ein Vergleichsstück in Dresden liegt es nahe, zu vermuten, dass das Ingolstädter Exemplar von einem Goldschmied in Wien gefertigt wurde. Vielleicht war es ein Geschenk des Kaisers an den bayerischen Herzog? Leider wissen wir es nicht mit Bestimmtheit.

Der Streitkolben war 2019/2020 in der Ausstellung „Kaiser und Sultan“ in Karlsruhe zu sehen (Inv.-Nr. A 8929).